Was genau sind "Nockenwellen". Das sind die Bauteile die dienen dazu die Ventile zu Öffnen und Schließen. Dabei wird entweder neue Benzin/Luftgemisch in den Brennraum gelassen, oder verbranntes als Abgase wieder rausgelassen. Die GPZ600R hat 2 solche Nockenwellen. Ein "Einlass" Nockenwelle um die Einlassventile zu steuern (das sind die Ventile wodurch das neue Benzin/Luftgemisch gezogen wird), und eine "Auslass" Nockenwelle. Diese Nockenwelle steuert die Auslassventile um die Abgase wieder frei zu lassen. Im Fahrtrichtung gesehen ist der vordere Nockenwelle die Auslass Nockenwelle (liegt ja auch auf der Auspuffkrumer Seite) und die Nockenwelle hinten ist der Einlassnockenwelle (liegt ja auch direkt an der Vergaser).

 

Die Nockenwelle ist aus eine Stahl Legierung geschmiedet. Dazu wird der Oberfläche zusätzlich verhärtet. Die Excenter (das "Ei" was sich dreht) schnell und oft an der Schlepphebel der GPZ Motor vorbei gedreht wird, muss der Oberfläche sehr widerstandsfähig sein. Eine Sichtprüfung kann sehr aufschlussreich sein. Sind kleine Kratz oder Laufspuren zu sehen, oder gar "Pitting" (kleine löcher, sehen aus wie Pickelnarben) dann ist der Oberfläche schon stark angegriffen und eine Schädigung der Nockenwelle lässt nicht lange auf sich warten. 1985 bis 1988 waren die Nockenwellen von Kawasaki relative "weich", erst ab 1988 und bei der GPX kamen bessere Nockenwellen zum Einsatz.

 

Jedenfalls, nach 25 Jahre, fast 70,000 KM, kann es passieren das eine Nockenwelle "Einläuft". Somit wird die harte Oberfläche abgetragen und dann geht alles sehr schnell. Die Excenter wird binnen 200-300 km fast komplett abgetragen. Das Ventilspiel wird deutlich größer. Ein rechtzeitige Öffnung die Ventile ist nicht mehr gegeben. bzw findet nicht mehr statt. Eine Leistungsreduzierung und Vibrationen sind einige die davon resultierenden Ergebnisse. Wenn die Nockenwelle so aussieht wie das Bild rechts, dann kommt nur ein Austausch der defekten Nockenwelle in frage. Im übrigens, der Schaden passierte innerhalb 30 Minuten bzw 100km von der erste "Nebengeräusch", bis zum Totalschaden. (Das Bild zeigt tatsächlich meine GPZ! - A1 Dortmund > Bremen bei Vechta)  

 
 

Die Frage ist nun, wie kann sich eine Nockenwelle so derartig ablaufen. Die Ursache liegt an minder qualitativen Nockenwellen, aber nicht nur da. Das ganze fängt meistens mit den Schlepphebeln an! Die Schlepphebel sitzen direkt unterhalb die Nockenwelle. Einsicht ist kaum möglich aufgrund seiner Einbauort. Erst wenn die Nockenwelle ausgebaut sind, ist eine Gutachten möglich. Wenn die Schlepphebel, so wie dieser hier die links im Bild zu sehen ist, aussehen, ist es höchste Zeit ein Eingriff vorzunehmen. Die Schlepphebel haben eine Prägung im Guss. Diese Prägung gibt Auskunft über Gießerei und Baureihe.

 

Es gilt, um so höher der Zahl, um so "neuer" sind die Schlepphebeln. Ich habe alle meine "45"er mit 8 x "51"er aus eine 1995 Maschine genommen. Immerhin, sind nun die Schlepphebeln um 10 Jahre jünger als die Maschine selbst. Dieser Schlepphebel hier hat sicherlich mehrere 1000km gelitten. Anfangs sind nur kleine Löche bzw Pitting zu erkennen. Schnell ist die Oberfläche angegriffen und dann greift der defekten Hebel die Nockenwelle an.

Nun müssen die Nockenwellen raus. vorbereitung ist alles, und ist auch hier ganz wichtig.

  • Zuerst das Ventildeckel und rechte Motordeckel abnehmen. Um an den Ventildeckel zu gelangen sollte eine von den beiden Spülen demontiert werden. Welche Spüle ist egal, sonst bekommst du den Deckel nicht runter. Auch ist es einfacher die Gaszüge + Choke auszuhängen
  • Zyl1 auf OT Stellung bringen, dabei die "IN" und "EX" Markierung bündig bringen.
  • Steuerkettenspanner lösen (es reicht wenn die 17mm Kappe abgeschraubt wird, das erspart den ausbau der vergaser!) Wichtig hier ist das die Kette nicht in den Motorraum fällt wenn die Nockenwelle weg sind. Die Kette sollte irgendwie befestigt werden.
  • Die 2 Ölleitungen sollten nun entfernt werden. Frühere Modelle sind nur drauf gesteckt, später mit Banjo und Quetschscheiben befestigt. (neue Scheiben besorgen!)
  • Langsam die Nockenwellelageschrauben lösen. Nicht ganz lösen, sondern alle erst mal ein bsichen und dann vorsichtig alle lösen. Sonst besteht die Gefahr das die Welle sich verkantet.
  • Wenn alle schrauben gelöst sind, die Halbschalen mit ein Gummihammer klopfen und normaleweise springt die Nockenwelle hoch. Dabei können die Halbschalen entfernt werden, die Steuerketter beiseite gehoben worden und die Nockenwelle kann jetzt heraus genommen werden

Jetzt liegen auch die Schlepphebeln alle frei. Defekten Schlepphebeln sollte umgehend ausgetauscht, von hier aus ist es sehr leicht die Hebeln zu tauschen, der Kopf ist immerhin jetzt schon halb demontiert.

 

Hier siehst du wie ich mittels ein Spanngummi die Steuerkette fest halte. Somit fällt sie nicht runter. Auch sind jetzt die Schlepphebel super erkennbar. Jeglicher Beschädigungen sind sofort sichtbar und sollte jetzt ausgetauscht werden. Die Schlepphebel sind an eine Welle fixiert, die Welle muss nun entfernt werden.

Dazu die Verschlußkappe am Motorblock entfernen. Wenn die Kappe weg ist, siehst du die Schlepphebelwelle. Die Welle muss rausgezogen werden. Dabei ist in die Welle eine Gewinde vorgesehen.

 

Mit eine Zange, die Fixierungsstift entfernen. Einfach raus ziehen. Wenn dieser Stift nicht raus genommen wird, kannst du die Welle nicht heraus ziehen. Hier siehst du eine der beschädigten Schlepphebel. Der Oberfläche ist stark angegriffen und es dauert nicht lange bis die Nockenwelle auch hier abgeschliffen wird. (Hier handelt es sich um Zyl 4 - Einlassventile)

Eine Schraube dient nun als Zug Mechanismus. Einfach eine M8 Schraube rein drehen und anschließend mit eine Zange raus ziehen (siehe Unten). Dabei werden die Schlepphebel freigegeben und können nun nach oben raus gezogen werden.
 
Nun lässt sich die Welle einfach raus ziehen. Hier siehst du auch die Kerbe wo die Fixierungsstift sitzt (rechts an die Welle zu sehen)
Jetzt wo die Welle raus ist, kannst du die Schlepphebel einfach nach oben raus nehmen. Achte auf der Einbauposition des Federn. Der neue Schlepphebel wird auch einfach nach unten eingelassen. Danach die Welle wieder rein schieben, der Stift wieder rein und zum Schluss der Motorblockkappe wieder drauf (10 Nm Drehmoment)

Nun geht es um den Nockenwelle Einbau. Da der Motor schon in der OT Stellung für Zyl 1 steht, muss du nur aufpassen das der "IN" Markierung an der Zahnrad in sein ursprüngliche Position zurück kehrt. Diese ist genau gegenüber die "EX" Markierung von den gegenüberliegende Nockenwelle.

Wenn die Nockenwelle nun eingebaut ist, muss jetzt drauf geachtet werden das sie "mittig" sitzt, und nicht zu viel rechts oder links gewandert ist. Das ist besonders wichtig sonst läuft die Steuerkette nicht flüchtig und könnte im schlimmsten Fall überspringen beim Drehen.
 
Nun kommen alle 5 Nockenwellenbrücken drauf. Wichtig ist hier die richtige Reihenfolge zum festziehen.
 
Anschließend wird nun das Ventilspiel kontrolliert bzw. justiert. Wenn alles wieder passt, darf alles wieder zusammen gebaut werden und solange alles richtig gemacht worden ist, springt die Maschine wieder ohne Nebengeräusche an.
 
Viel Spaß beim Nockenwelle Tausch !